Moin zusammen,
gestern war es soweit. 10.30 MESZ wurde der Hobel angeliefert. An einer Sache erkennt man jeden Chinesen bzw Motorgeräte, Werkzeug etc aus dieser Quelle: die haben alle einen eigenartigen Geruch an sich, wie man das von Fetten und Schmierölen in Deutschland schon seit den späten 1980ern nicht mehr kennt. Aber gut, ist halt neu.
Mein erster Eindruck ist gar nicht mal so schlecht. Die Verarbeitung kann sich durchaus sehen lassen, da hab ich weiß Gott schon Schlimmeres gesehen. Stellt man die Kopiervorlage namens Vespa Primavera daneben und schaut mit 2 Metern Abstand drauf, dann muss man schon nen langen Hals machen und auf die Details in Sachen Verarbeitung achten, um zu sehen, dass da nur ein schnöder Chinese steht. Die lackierten Flächen machen einen guten Eindruck, der Hersteller hat sogar ein Nagellackfläschchen schwarzen Lack zum Ausbessern möglicher Schäden mit ins Handschuhfach gelegt. Verkleidungsteile fallen dünn aus. Wobei zu sagen ist, dass der Sparwahn auch bei hochpreisigen Herstellern nicht Halt macht - ein Verkleidungsteil von vor 20 Jahren war de facto dicker als heute. Was den Qualitätseindruck trübt bei den Verkleidungsteilen ist, dass an den Stellen, wo dahinter eine Aufnahme für eine Schraube sitzt, dort der Kunststoff wellig wirkt - aber auch das sieht man bei Markenherstellern. Und nicht nur bei Fahrzeugen, sondern auch bei Haushaltsgeräten, wie mein jüngst angeschaffter Pürierstab von Bosch eindrücklich unter Beweis stellt...
Ein Blick nach unten auf den Rahmen zeigt, dass es Chinesen gibt, die weiß Gott besser schweißen können. Ich dachte, dass sind alles Schweißroboter in Menschenform. Leider nein. Nicht so, dass Gefahr besteht, dass da was bricht, aber halt nicht so schön ausgeführt - Wobei MIG-schweißen das mit Abstand einfachsten Verfahren ist und die Rückstände genau darauf schließen lassen. Ob der Lack was taugt? Der Winter wirds zeigen...
Überrascht war ich über den Blechtank. Also soviel Anachronismus hätte es wirklich nicht sein müssen, denn auch die Chinesen haben schon bewiesen, dass sie Kunststofftanks können - sogar in dicht!
Wo es billig wird, das ist die Sitzbank. Fernentriegelung funktioniert, die Sitzbank ist auch schön groß, sodass ich mit meinen Durchschnitts-1,76m bequem sitzen kann und der Sozius auch keine Angst haben muss, jeden Moment vom Bock zu kippen. Indes sie ist vom Bezug her besch... gemacht: Zu dünn, zu große Löcher durch die Nadelstiche, nicht separat abgenäht im Bereich der Stufe und auch nicht mit dem Schaumstoff fixiert. Juhu - da kann man umso leichter nen robusten Bezug anfertigen, selbst dass billigste Möbel-Kunstleder ist dicker und besser - Stop! Denn der Schaumstoff ist elend weich. Bequem zwar, aber der dürfte nach 10Tkm plattgeritten sein. Ich wollte mit eigentlich von Motowell den passenden schwarzen Sitz besorgen. Aber das lass ich lieber, denn das wird irgendwann ne Heavy-Duty-Version benötigen, da geb ich das Geld lieber dafür aus. Die Sitzposition ist tiefer als gedacht, auch durch den weichen Schaumstoff.
Billig wirken auch die Schalter am Lenker, die Rückstellung für den Blinker ist unpräzise und bedarf zuviel Kraft. Schön anzusehen dagegen die Armaturen. Bin mal gespannt, ob die Scheibe wie bei vielen gelb werden wird. Habe leider derzeit keine Kunststoffteile mit 2K-Klarlack zu versehen, sonst hätte ich das gleich mit überjaucht - Gilb ade. Was stört, ist die MKL. Die ist so blöd angeordnet, dass es bei Sonnenschein den Anschein hat, sie würde ständig glimmen. Da muss ich mir was einfallen lassen, denn das nervt.
Was auch nervt, sind die Spiegel. es macht den Eindruck, als seien sie an Kugelgelenken gelagert. Wenn man dann einstellen will, reißt man den Mist fast zusammen. Man muss die Dinger drehen und wenns dann passt, dann passt es eben nicht. Da muss was anderes her, muss auch nicht so retro sein - schwarz wär ok und vor allem verstellbar, ohne nur auszusehen, als ob man da was verstellen könnte. Wer bei der Fahrt dran rumfummelt wird feststellen, dass das lebensgefährlich ist.
Der Nova-Motors-Schriftzug lässt sich rückstandslos und ohne Kraftaufwand entfernen, Gleiches gilt für den Grace-Schriftzug vorne. Dieses Fahrzeug würde sich anbieten, es via Badge-Engineering zu einer Piaggio zu machen, die Laien merken den Unterschied eh nicht. Und falls der Kracher doch mal nervt: die Chance, dass ne Vespa geklaut wird, dürfte unweit größer sein, als ein Chinaböller.*duckunwech*
Aber widmen wir uns nun der Technik. Gestern mittag Versicherung geordert, heute das Schild schon da. Also kurze Probefahrt. Zündung auf On, Bremse rechts gezogen, ein bisschen am Gas drehen, Knopfdruck und der kleine Furz springt ohne weiteres an und hält stabil den Leerlauf. Laufruhig mit ein bisschen Rasenmäherfeeling, kaum Gestank - i like! Nach einer halben Gedenksekunde, bis QMB139 die Drehzahl angehoben hat, geht die Fuhre für mickrige 2,1 KW - von wegen 3 PS... - doch recht gut voran. Was auffällt, ist, dass nach ein paar Kilometern Fahrt, wenn die Maschine Temperatur hat, die Beschleunigung irgendwie stufenweise wirkt. Man muss schon genau drauf achten, ein unbedarfter Fahrer wird das nicht merken, aber ich hab halt ein Feeling dafür: man merkt, dass er so ab Tacho 30, 35 runterregelt, alle 5 km/h bis zur 49er Marke immer ein bisschen Sprit und Zündung wegnimmt. 49er-Marke: die Tachonadel bleibt eine Zeigerbreite vor der 50 stehen bei Vollgas - Oh Gott, hab ich mir jetzt die Gewährleistung verhagelt, wo ich doch die ersten 200 km nur max. 35 fahren soll? Ey Mann, ich fuhr halt nen halben Kilometer Bundesstraße, da muss man Gasgeben, will man überleben. Dennoch: für die gebotene Leistung ist das ok.
Der Kickstarter dagegen etwas, was man ohne Not nicht nutzen will. Wo beim Zweitakter per Kick halt auch die doppelte Anzahl an Zündungen im Brennraum landet, merkt man ohne Umschweife hier den Viertakter. Nicht nur, dass der Widerstand größer ist, was Wunder auch, will da doch mehr Masse gekickt werden, es fehlt mir irgendwie der Hub. Mehr Hub, also kein längerer Hebel, sondern einfach weiter runter treten können mit mehr Rückmeldung am Fußballen und einmal mehr OT und Zündung würde den Kickstarter sinnvoll erscheinen lassen. Aber so werd ich den nicht benutzen.
Was ebenfalls nervt ist, dass der Motor aus geht, wenn man den Seitenständer runterklappt. Ich kann doch nicht jedesmal die Kiste auf den Hauptständer ziehen, wenn ich mit dem Teil ausliefere - da muss ich ja 100 Mal am Tag den billig wirkenden Anlassknopf drücken. Hat da jemand eine Tipp parat, wie man das einfach schnell und sauber hinbekommt, dass der Motor am Laufen bleibt, wenn der Seitenständer runtergeklappt wird? Hey, ich hab Euro4 Ultimate Edition 2018 - da regelt alles die ECU. Da gibt´s kein durchdrehendes Hinterrad, die einen Killschalter am Seitenständer bedarf.
Das Fahrwerk eher der Sanften Art. Bin aber doch überrascht, dass sich die kleinen 10 Zöller recht agil um die Ecken pfeffern lassen. Die Bremsen... Ich denke, da wird sich noch ein bisschen was tun, bis die mal ordentlich eingelaufen sind. Dennoch könnte es besser sein. Mit vorausschauendem Fahren dürfte man damit nicht in Schwierigkeiten kommen. Aber viel mehr wie die Topspeed auf maximal 55 zu pushen würde ich den Serienbremsen nicht zumuten wollen. Es fehlt vor allem an einem: Rückmeldung, Rückmeldung und noch mehr Rückmeldung. Da bin ich weiß Gott Besseres gewohnt - kein Wunder, mein ehem. Formula 50 hatte Stahlflexleitungen. Ja, da gibt es einen Unterschied zu nirmalen Gummileitungen. Und der ist größer, als man denkt...
MfG