Liebe Leute aus dem Forum,
jetzt gebe ich dann auch mal meinen "Senf" zu diesem Thema ab, weil ich war ja schließlich einer der "Mittäter", der Leon re "angestiftet" hat mal etwas über die Fahreindrücke von einem Mofa zu schreiben, nachdem er mal eine Runde auf meiner Hercules Prima 5 gedreht hat und er ja zuvor noch nie Mofa gefahren war.
Hercules (Sachs) Prima 5 2000.jpg
Ich finde es auch toll, wenn man mal die Kollegialität aus dem Forum in "Echt" pflegt und sich mal zum Quatschen und Fachsimpeln trifft, wenn es kilometermäßig nicht zu weit ist. Früher ohne Internet war das ganz normal, da stand man irgendwo zusammen, hat gequatscht, gequalmt und notfalls auch geschraubt.
Mich freut es einfach, wenn man gerade den jungen Leuten heute einmal zeigen kann, wie wir so zu unserer Zeit unterwegs waren: Weil - das verblasst immer mehr! Und umso mehr freut mich das, wenn sich eben gerade die Jungen dafür interessieren.
Meine Mofa-Zeit war die zweite Hälfte der 80er Jahre und damals war das Bild, was motorisierte Zweiräder für Jugendliche anbelangt hat komplett anders. Ich bin damals in Alzey in Rheinhessen zur Schule gegangen. Wenn man da morgens auf den Schulhof fuhr, standen da ungelogen 40 Mofas/Mokicks und Mopeds rum - und: nahezu KEIN einziger Roller!
Bei uns fuhr lediglich einer eine Vespa PX 50 (mit Schaltgetriebe!) und bei den anderen Schulen sah es nicht anders aus, egal ob auf dem zweiten Gymnasium neben dem meinen oder bei der Realschule oder bei der Berufsschule.
Der eindeutige "Marktführer" war bei den Mofas die Hercules Prima 5S, gefolgt von der Prima 5 mit weniger Zierrat, der Prima 3, , seltener mal die MX 1, die Prima SX und 5 SL und dann für die "Automatiker" die Prima 4 und Prima 2. Dann kamen die Zündapps in ihren Varianten ZA/ZD/ZX oder die tolle CS 25 mit der super soften Sitzbank. Manche hatten auch SOLO-Mofas mit dem wirklich hervorragenden breiten und weich gefederten Sattel. Ab und an war auch mal eine Kreidler oder Puch dabei.
Danach war die "80er-Fraktion" dran, also die, die schon 16 waren, den Führerschein 1b hatten und wo die Brieftasche der Eltern etwas dicker war, wegen der horrenden Versicherungsprämie. Hier dominierten Typen wie Yamaha DT oder RD, Honda MTX und MBX. Hier war es genau umgekehrt: Bei den 80ern waren die Hercules-Modelle die Exoten, wie die RX 9 oder die XE 9.
Die 50er, wie sie mit dem damaligen Klasse 4 Führerschein zu fahren waren (50 km/h), waren auch relativ selten: Wenn jemand eine fuhr dann meist eine Zündapp GTS 50 oder eine Hercules KX-5, sehr selten die Optima 3S, die ja auf den ersten Blick wie ein Mofa aussah, aber doch ein richtiges Moped mit 50 km/h-Zulassung war und oft für ein frisiertes Mofa gehalten wurde.
Roller waren, wie gesagt, zur damaligen Zeit in der Kubikklasse sehr selten bei den Jugendlichen, höchstens vielleicht mal bei einem Mädel oder einem "Überzeugungstäter". Das sah dann 15 Jahre später komplett anders aus, als der "Roller-Boom" einsetzte.
Das hat sich alles gewandelt. Wenn wir früher um 13.00 Uhr Schulschluss hatten, verstand man 5 Minuten später auf dem Schulhof kein Wort mehr, weil jeder seinen Zweitakter antrat und dann genüsslich Gas gab und ruck-zuck war der Hof in schönstem blauem Nebel eingehüllt mit herrlichem Zweitaktduft und anschließend zog die Karawane durch die Stadt.
Aber: Es war verdammt verdammt geil!!!
Ich bin halt etwas nostalgisch veranlagt und freue mich über jeden jungen Fahrer, der sich auch für die alten Schätzchen interessiert und dem man zeigen kann: "He, so war das damals zu unserer Zeit!", so wurde Mofa oder Moped gefahren, so wurde Gemisch getankt (an der "Bombe" an der Tankstelle oder selbst gemischt mit Reservekanister und Zweitaktöl).
Und ich denke: Wieder eine Generation weiter, wenn die heute Jungen selbst dann Väter oder Mütter sind und ihre Kinder möchten mit 15/16 einen Roller, dann werden sie einen Elektroroller bekommen, weil keine Benzin-Roller mehr produziert werden und unsere Schätzchen dann nur noch "im Rahmen des Bestandsschutzes" laufen. Und dann wird es für diese Jungen dann auch interessant sein, wenn ihnen einer zeigt, so fuhr sich ein Roller mit Verbrennungsmotor.
Und wenn dann einer mit einem gepflegten, gut erhaltenen Chinaroller ankommt, sagt so mancher dann: "Hut ab".
Ich habe jetzt insgesamt mit 50 ccm-Zweirädern knapp 100.000 KM Fahrerfahrung hinter mir, (ohne mich je "gelegt" zu haben) davon die Hälfte mit Rollern, die andere Hälfte mit Mofas und Mokicks. Ich kenne also "beide Seiten". Es hat alles seine Vor- und Nachteile! Selbstverständlich: Ein schöner Roller, auch und gerade heute aus chinesischer Produktion, hat auf jeden Fall auch seine Vorteile: Sitzbank, bequemes Sitzen, Ablagemöglichkeiten, Helmfach (auch wenn der Helm vielleicht nicht passt). Aber der Charme der guten alten Mofa-Zeit hat eben auch seinen Reiz und wenn sich dann ein heute Junger auf so ein altes Mofa setzt, fährt und sagt dann: "He - verdammt geil!" - das freut mich.
:thumbsups: